Das Interesse für Naturwissenschaften veranlasste Constanza dazu, Optikingenieurwesen zu studieren, wobei sie zum ersten Abschlussjahrgang der PUCV gehört. Zurzeit lebt sie in Deutschland und arbeitet für das ESO-Observatorium am Projekt des ELT-Teleskops. das grösste optische Infrarot-Teleskop der Welt.
Wie kam es dazu, dass du Optikingenieurswissenschaften studieren wolltest?
Ich war schon immer naturwissenschaftlich interessiert. Die Optik ist ein Bereich der Physik, der das Licht und seine Wirkung auf die Materie untersucht. Zum Studiengang gehörte Physik, Chemie, Biologie und Mathematik. Ausserdem hat mir auch das Fotografieren schon immer gefallen. Als ich an der PUCV 1998 begann, war Optisches Ingenieurswesen ein neuer Studiengang und ich gehöre dem ersten Abschlussjahrgang an.
Mein Studium fand ich ganz toll! Im zweiten Jahr war ich bereits Tutorin in Optik, Geometrie und Physik. Ich hatte Erfolg im Studium und war zum letzten Jahr in Deutschland, wo ich einen Doppelabschluss machte.
Wie war die Unterstützung, diesen Studiengang gewählt zu haben, und sich in diesem Bereich weiterzubilden?
Zu Beginn hörte ich oft Kommentare, ich hätte besser etwas Traditionelleres studieren sollen.
Wenn du aber das tust, was du wirklich magst und was dich begeisterst, dann geht das Weiterlernen ganz von allein. Im Lauf der Jahre kommt die Erfahrung dazu. Mein Berufspraktikum habe ich in den Sternwarten Cerro Tololo in La Serena und auf dem Cerro Paraná südlich von Antofagasta gemacht. Das war ein wichtiger Schritt für mein Berufsleben in den Bereichen Astronomie und astronomische Instrumente.
Mein Studiengang hat mich zu einzigartigen Orten der Welt geführt, ich hatte die Gelegenheit, in den USA, Deutschland und in Chile zu arbeiten.
Welches sind die Bereiche, in denen OptikingenieurInnen in Chile und anderswo zurzeit arbeiten?
Optik verbirgt sich hinter vielen Begriffen: Fotonik, Optoelektronik oder Optomechanik. In unserem Alltag begegnen uns sehr oft optische Anwendungen.
Die wichtigsten Bereiche sind ist das Design mit Optik: Grundlegende Elemente wie Linsen und Prismen, und komplexere Instrumente wie Spektografen. Metrologíe – das sind Messungen mit Laser oder Interferometrie-Techniken, und natürlich übergreifende Bereiche die wie Fotonik, dazu gehört zum Beispiel der Baus eines Lasergeräts.
Die Anwendungen reichen von der Automobilindustrie mit Beleuchtungssystemen oder Parkkontrolle, über Medizin, Telekommunikation – und Astronomie, 😉 wenn auch dort verhältnismässig wenig.
Du warst an der Uni Köln und an einem Observatorium in den USA tätig. Zurzeit arbeitest du von München aus für die ESO. An welchen Projekten warst du bereits beteiligt? Was waren die wichtigsten Meilensteine?
Eines der beindruckendsten Projekte war wohl, ein geeignetes Transportmittel für einen Hochpotenzlaser con 20 Watt in Glasfaserkabel zu finden, mit dem Ziel einen künstlichen Laserstern zu schaffen. Das war auch das Thema meiner Abschlussarbeit. Im Astroingenieurwesen gibt es immer wieder neue Herausforderungen und Projekte: Wir möchten weiter ins All gehen, schneller werden und so entstehen immer neuere Systeme, grössere und schnellere Teleskope. Es ist, als würde Science Fiction Wirklichkeit.
In welchem Bereich oder Projekt des European Southern Observatory (ESO) bist du zurzeit tätig?
Das aktuelle Projekt ist das ELT (Extremely Large Telescope): Es soll das grösste optische Infrarotteleskop der Welt werden und ist zurzeit noch im Bau, auf dem Cerro Armazones der II. Region.
Ich verfolge die Spiegelproduktion, also den Schliff. Als Ingenieurin des optischen Systems bin ich auch für den Einbau und den Funktionsstart des Spiegelsystems (5 Spiegel) des ELT zuständig. Ich bin die “Spiegel-Mama”. Mehr Information findet ihr hier:
Welche Projekte oder Pläne hast du für die Zukunft?
Ich möchte natürlich das ELT bauen, auf dem Cerro Armazones sein, wenn wir die Spiegel ins Teleskop einbauen, und mit dabei sein, wenn das erste astronomische Bild aufgenommen wird. Bis zum Einbau und Funktionsstart wird es noch einige Jahre dauern.
Wie war für dich das Leben und Arbeiten in Deutschland in COVID-Zeiten?
Ich musste ziemlich viel verreisen, mindestens zweimal im Monat nach Südfrankreich, wo die Spiegel geschliffen werden. Jetzt wird alles über die Ferne geregelt, und Inspektionen sind schwieriger durchzuführen. Was vorher ein informelles Gespräch war, ist jetzt Termin zum Videocall. Hauptsache wir können weiter arbeiten.
In Deutschland konnte ich Mainz kennenlernen, wo Schott seinen Sitz hat. Dort wird das Spiegelmaterial produziert.
Was würdest du den AbsolventInnen der DSV mit auf den Weg geben, die sich für ein naturwissenschaftliches Studium interessieren?
Das empfehle ich natürlich eindeutig! Meine Erfahrung war sehr positiv. Die Schule bietet eine sehr gute Grundlage für eine naturwissenchaftliche Ausbildung, unsere Labore sind gut ausgestattet.
Auch mit dem Sprachenlernen, Deutsch und Englisch, bekommen wir ein grossartiges Werkzeug mit auf den Weg.
Vielen Dank, Constanza für dieses Interview!