Ehemalige Schülerinnen und Schüler der DSV sind in Chile und weltweit im Gesundheitswesen im Einsatz, sie engagieren sich tagtäglich in Forschungseinrichtungen, Laboren, Kliniken und Krankenhäusern. Aus unterschiedlichen Jahrgängen haben sie uns ihre Geschichten zukommen lassen. Hier erzählen sie von ihrer Arbeit in COVID-Zeiten.
Ganz herzlichen Dank euch allen für die Rückmeldungen!
Die Pandemie ist die schwierigste, härteste und brutalste Zeit, die ich als Ärztin bisher erlebt habe. Aber sie hat mich auch gelehrt, das Leben neu zu sehen und wertzuschätzen was wir haben. Ich erwarte eine bessere Zukunft.“ Dr. Anabel Bate Fliegel, Jahrgang 1990
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„In diesen Monaten der Pandemie hat mich die Hingabe der gesamten Gesundheitspersonals aufs Angenehmste überrascht, das Neuordnen der täglichen Arbeit, im COVID-Modus. Das beginnt damit, sich über diese Krankheit zu informieren, sie zu kennen und zu respektieren. Es bedeutet: Seine Familie nicht sehen, lange Arbeitstage, Arbeiten im Schichtdienst, eine andere Unterkunft suchen, um die Ansteckungsgefahr zu verringern, etwa, worüber oft nicht gesprochen wird. (etwas anderes mieten und nicht nach Hause zurückkommen). Mich haben die kreativen Kommunikationsformen überrascht, um mit der Familie in Kontakt zu bleiben, denn Besuche sind sehr selten. Nur für die Abschiede…. Und oft… geht auch das nicht, sodass das Tablet oder Handy die einzige Alternative bleiben. Die Patienten sind allein, wenn sie sterben, und das ist dramatisch. Wenn Patienten überleben, hilft ihnen, – wenn sie zu dem Zeitpunkt, ab dem sie nicht mehr beatmet werden müssen und dann aufwachen- ein Notizbuch über empfangene Nachrichten (Bilder, Fotos, Briefe, etc.), das sie anschauen dürfen. Damit können sie wieder richtig ins Hier und Jetzt zurückkommen. All das wäre unmöglich, ohne die erleuchteten, herzlichen, lächelnden Wesen des Reinigungspersonals auf den Stationen. Täglich nehmen sie das Risiko auf sich und arbeiten unermüdlich an der Hygienisierung und wenn Patienten schnell verlegt werden müssen. Die Arbeit findet im Team statt. Der Arzt ist einfach nur ein Teil davon. Ich bin so stolz darauf, was sie geschafft haben!“ Dr. María Constanza Ullrich, Anästhestin; sie besuchte die DSV bis zur 8. Klasse (1974)
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“Ich glaube, dass das, was wir aus dieser Pandemie lernen können, uns alle bereichern wird. Mein Fachbereich ist die Chirurgie. Mit dem ganzen Team im Gesundheitswesen haben wir uns den verfügbaren Mitteln angepasst und bemüht, diejenigen, die es am meisten brauchen, bestmöglichst zu betreuen. Eine Umarmung!“ Dr. Macarena Basso Moraga, Jahrgang 2001 |
“Diese Zeit der Pandemie war für mich körperlich, mental und emotional sehr anstrengend, aber weil ich das, was ich mache, gern mache, versuche ich weiter, das Beste zu geben und anzupacken, wo es nur geht“. Denise Piwonka Tapia, Krankenschwester im Krankenhaus Carlos Van Buren. Jahrgang 2009.
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“Ich bin seit fünf Jahren Anästhesist und arbeite zurzeit in Santiago auf einer Intensivstation, wo COVID-Patienten betreut werden. Im Juni und Juli gab es viel Arbeit, viel zu Lernen und auch viel Frust. Es war nicht einfach, mitzuerleben, wie Patienten und sogar Angestellte den Kampf gegen den Coronavirus verloren haben. Trotz der Schwierigkeiten haben wir ein Team aufgestellt, das mit Respekt und Hingabe arbeitet und in dem wir stets das Beste von uns geben. Bleiben Sie zuhause, schützen Sie sich und bleiben Sie wachsam.“ Ignacio Sarmiento Goldberg, Anästhesist, Jahrgang 2002
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Eine neue Realität: Leben nach dem Coronavirus „Unsere Realität hat sich verändert, das steht fest. Zu Beginn der Pandemie war dies etwas, dass in unserem modernen Leben fast nicht existierte. Von jetzt auf nachher haben wir uns daran gewöhnt, mit Mundschutz zu leben und ihn als ein weiteres tägliches Assesoire zu nutzen. Beeindruckend sind die verschiedenen Perspektiven und Reaktionen auf die Quarantäne. Das hilft uns, mit Mitgefühl neu auf die verschiedenen sozialen Gruppen zuzugehen. Hier in Europa ist der Virus „unter Kontrolle“ (besser gesagt, man kann mit ihm leben). Doch in Chile geht es scheinbar erst richtig los.“
“In der Biologie wird der Forschung und möglichen Lösungen und/oder Erklärungen die nötige Bedeutung zugemessen. Man beginnt, sich theoretisch mit dem COVID-19 auseinanderzusetzen, das Thema wurde in jedem Kurs des Semesters behandelt. Es wird versucht, eine Verbindung herzustellen, sodass wir den Mechanismus des Virus besser verstehen; wir werden über Laborforschungen informiert. Neue Lernmethoden werden eingeführt und so werden wir gemeinsam Schritt für Schritt neue Wege gehen, die sich, trotz allem, mit dieser weltweiten Krise auftun. Mit jeder Tür, die sich schließt, öffnet sich eine weitere. Ich denke es ist wichtig, sich der Situation bewusst zu sein, die wir erleben, und das Bestmögliche zu geben. Denn wir brauchen die Unterstützung aller, damit dies zur Geschichte wird, aus der wird lernen werden. Schießlich möchte ich alle, die das hier lesen, daran erinnern, dass die Pandemie etwas Vorübergehendes ist und irgendann vorbei gehen wird.“ Juliana Rivera, Biologiestudentin in Hamburg, DAAD- Stipendiatin, Jahrgang 2018, IB-Zweig.
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„Diese Pandemie zu bewältigen war eine große Herausforderung, beruflich und persönlich. Doch mithilfe des gesamten Teams im Gesundheitswesen können wir diese Aufgabe angehen. Am schwierigsten ist es, seine Familie und Freunde nicht besuchen zu können. Wir hoffen, dass das bald vorbei sein wird, um uns wieder zu umarmen.“ Nicolás Wolff, Arzt für Allgemeinmedizin im Krankenhaus Villarrica, Jahrgang 2011.
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“Seit der 10. Klasse war mir klar, dass ich Elektroingenieurwesen in der Universidad Técnica Federico Santa María studieren wollte. Wir hatten zum Glück einen starken Klassenzusammenhalt und nach dem Abschluss und trafen uns weiterhin mindestens einmal im Jahr. Verstärkt wurde dies auch mit monatlichen Treffen in kleineren Gruppen. Ich habe die besten Erinnerungen an die Schulzeit, auch wenn ich damals, als sie vorbei war, nicht wirklich zurück wollte, würde ich heute keine Sekunde daran zweifeln – wenn ich natürlich jünger wäre. Es sind nicht nur die Erinnerungen und unsere Lehrerinnen und Lehrer, sondern auch die Qualität der Bildung, dank der ich den Studiengang Elektroingenieurwesen an der Universidad Santa María schießlich schaffen konnte. Aus Interesse und der Notwendigkeit heraus studierte ich anschließend an der Columbia University (NY) den Master of Science in Computer Science später den Executive MBA an der Universidad Adolfo Ibáñez. Ich bin Vater von drei Kindern, die noch zur Schule gehen, aber jetzt in der Deutschen Schule Santiago, da wir dort wohnen. Zurzeit arbeite ich im Unternehmen DTS Ltda an zwei Projekten – an der Anfertigung eines Angebots für eine Ausschreibung der Streitkräfte, bei der es um die Entwicklung von Nano- und Mikrosatelliten geht und an der Entwicklung eines künstlichen invasiven Beatmungsgeräts für COVID-19-Patienten in kritischem Zustand. (…) Bei letzerem sind wir nun in der Testphase mit künstlich beatmeten und vollständig sedierten Covid-Patienten, damit das Team ihren Atemrhythmus vollständig überwacht. So wird die richtige Versorgung mit Sauerstoff der stark betroffenen Lunge sichergestellt. Bei diesem Projekt war ich Teil des Teams, das sich mit den Probleme und Schwierigkeiten im Design, der Entwicklung und dem Test der Geräts auseinandersetzt. Mein Schwerpunkt war das Design der Ventile, die den Luftstrom und -druck kontrollieren, die dem Patienten zugeführt werden, und das Feedback darauf, damit die vom behandelnen Arzt festgelegten Grenzwerte nicht überschritten werden. Das Ventil funktioniert auf der Grundlage eines mechanisch kontrollierten Motors, der einen elastischen Silikonschlauch formt, sodass der Abschnitt verändert werden kann. Es gibt verschiedene Stufen, von vollständig geschlosse bis vollständig geöffnet. Das Ventil wird von einem Mikroprozessor kontrolliert.“ Thomas Magdahl, Elektronikingenieur, Master of Science in Computer Science (Columbia University), Executive MBA (Universidad Adolfo Ibáñez). Jahrgang 1980. |
“Ich habe Psychologie studiert und arbeite zurzeit im Bereich Personalwesen einer Ingenieurfirma. Während der Pandemie habe ich hauptsächlich kurze Workshops zur psychischen Gesundheit, Stress und allgemeinem Wohlbefinden durchgeführt. Man muss sich vor Augen führen, dass mit der Pandemie, die wir erleben, jeder wieder anders umgeht. Was bei dem einem funktioniert, hilft vielleicht deinem/deiner Freund(in), Partner(in) oder deinen Kindern nicht. Manchen hilft es zu meditieren oder Achtsamkeitsübungen zu machen, andere machen Sport, lesen, schlafen, hören ihre Lieblingsmusik. Vielleicht kannst du positiv bleiben, indem du mit deinen Angehörigen sprichst, oder Computerspiele machst, mit dem Haustier spielst, Fotos von Welpen anschaust oder auf die Natur blickst. Mitgefühl mit sich selbst und Dankbarkeit zu praktizieren sind weitere Formen, den Stress zu bewältigen und stärker zu werden. Man muss im Hinterkopf haben, dass wenn man nicht selbst auf sich achtet und Maßnahmen ergreift, dies niemand anders für einen tun wird. Nimm dir die Zeit und den Raum, den du braucht. Psychische Gesundheit und Wohlbefinden beginnen bei einem selbst. (Und wenn du Unterstützung brauchst, scheue dich nicht, diese zu suchen, du bist deshalb nicht weniger wert).“
Eileen Heavey Sharman, Psychologin, Jahrgang 2007. |
„Corona Virus, persönliche Beobachtungen. Luis Guarda, Arzt im Ruhestand, Jahrgang 1964 |
“In den letzten vier Monaten war die persönliche und berufliche Herausforderung sehr groß. Sich an eine neue Lebens- und Arbeitsweise anpassen, Beratung und Hilfe anbieten für diejenigen, die die Pandemie gesundheitlich betrifft, und versuchen, die Patienten, die professionelle Hilfe suchen, mit dem gleichen Engagement wie sonst zu behandeln.“ Jan Karlsruher, HNO-Arzt, Jahrgang 1986 |
„Ich arbeite als Hebamme in der Universitätsmedizin Mainz im Kreissaal. Meine Arbeit hat sich durch Corona sehr verändert, denn schon seit März müssen wir während der ganzen Schicht den Mundschutz benutzen, genau wie die Patienten. Jeglicher Besuch ist verboten und wir haben Sicherheitspersonal am Eingang, das unseren Dienstausweis und den Mundschutz prüft. Zum Glück waren die Menschen hier in Mainz von Anfang an sehr verantwortlich und darum gab es nur wenige Ansteckungen. Wir werden regelmäßig getestet, mit Nasen-Rachen-Raum- und Blutproben; und uns und unseren Familien wird, wenn nötig, psychogische Hilfe angeboten. Das Schwierigste, oder das, was sich am meisten verändert hat im Geburtsprozess sind die Wehenphasen. Denn für die werdende Mutter ist es schwierig, hinter dem Mundschutz zu atmen und der Vater muss schon so bald gehen, nach einem so bewegenden Moment. Auf unserer Station müssen wir Abstand wahren und es ist kompliziert, mit unseren Kollegen zusammen zu sein. Auch wenn wir keine Fälle zu verzeichnen haben, wird alles weiter sehr kontrolliert, wie schon zu Beginn. Zum Glück unterstützt uns die Klinik sehr, so dass wir uns sicher fühlen können. Carolina Espinoza, Krankenschwester und Hebamme, Jahrgang 1993. |
Ich bin Kinderpsychologin. Während der Pandemie lag der Schwerpunkt meiner Arbeit auf der Begleitung von Kindern und ihren Familien, die sich an neue Routinen und Dynamiken anpassen mussten, die in ihrem Alltag durch die Quarantäne nötig wurden. Vor allem ging es darum, verstärkt Hilfestellungen zur Erzeugung von Wohlbefinden und gesunden Beziehungen zu geben. Die psychische Gesundheit unserer Kleinen hängt von den Erwachsenen ab. Ich lade dazu ein, die Kinder zu ermutigen und ihr Bemühen und ihre Geduld zu loben, die sie beweisen, solange sie zuhause bleiben müssen, ohne draußen zu spielen oder Freunde zu treffen.“ Javiera Egaña, Psychologin, Jahrgang 2002. |
„In schwierigen Zeiten wie heute ist es sehr wichtig, auf die eigene körperliche, aber vor allem auch auf die psychische Gesunheit zu achten. Wenn wir uns unmotiviert oder traurig fühlen, sei gewiss, du bist nicht alleine! Dann brauchst du eine Vertrauensperson, die du magst und mit der du sprechen kannst. Sich austauschen, um sich erleichterter zu fühlen. Was ich rate? Aktivitäten nachgehen, die ablenen, Spaß machen und bei denen wir Neues lernen können. Das beeinflusst alles unseren Gemütszustand.“
Carolina Suez Tumani, Psychologin, Jahrgang 2002.